Auch Kinder machen Erfahrungen mit Sterben, Tod und Trauer.
Bestimmt fühlen sich die meisten von uns hilflos und ratlos, wenn es darum geht, mit Kindern über Sterben und Tod sprechen zu müssen. Doch nicht nur Erwachsenen auch Kinder sind vom Tod eines nahestehenden Menschen betroffen. Der erste Impuls ist dann oft, diese vor der Begegnung mit dem Tod schützen zu wollen. Doch Kinder haben das Recht auf Wahrheit und auf ihre eigene Trauer.
Es ist wichtig, Kindern die Möglichkeit zu geben, (auf Wunsch!) bei Trauerfeiern und Beerdigungen dabei zu sein. Sie sind Teil der trauernden Familie, haben eine Beziehung zu dem verstorbenen Menschen. Kinder müssen Abschied nehmen dürfen, den Verlust erfassen, begreifen, dass nun etwas anders ist als vorher.
Doch wie begegnet man Kindern mit all ihren Fragen:
- Warum sterben Menschen oder Tiere eines Tages?
- Was passiert eigentlich, wenn man stirbt?
- Wo ist derjenige jetzt?
Unsere Aufgabe als Erwachsene ist es, kindgerechte Information zu geben und behutsam zu erklären was passiert ist. Hier gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr. Kinder brauchen Zeit, um die Informationen zu verarbeiten. Weitere Fragen kommen oft nach und nach.
Beachten Sie, dass sich das kindliche Verständnis vom Tod in verschiedenen Altersstufen verändert.
- Kinder unter 3 Jahren: Tod ist ein Zustand von „nicht-da-sein“
- Kinder zwischen 3 – 6 Jahren: vorübergehender Zustand, Assoziation mit Dunkelheit und Bewegungslosigkeit, nur andere sterben, ich selbst nicht
- Kinder zwischen 6 – 9 Jahren: Schulkinder beginnen die Endgültigkeit des Todes zu erfassen. Dennoch fehlt weiterhin das Begreifen. Erstmals werden Bezüge zur eigenen Person hergestellt. Vermischung von Realität und Fantasie, evtl. auch Reaktion durch Verlust- und Trennungsängste
- Kinder zwischen 10 – 14 Jahren: In der Pubertät verstehen Kinder, dass der Tod etwas Abschließendes, etwas Endgültiges ist. Es tauchen Fragen auf: „Welchen Sinn hat das eigene Leben?“ oder „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“.
Bedenken Sie: Nichts lässt sich wirklich verheimlichen!
Die Traurigkeit spürt das Kind sowieso, zu Hause und in der Trauerfeier. Bereits ganz kleine Kinder haben sehr feine Antennen dafür, wenn „etwas nicht stimmt“, wenn also zum Beispiel Eltern und andere Erwachsene auf einmal sehr bedrückt sind. Ihnen den Grund dafür zu verheimlichen, kann tiefe Verlustängste und Verunsicherung schüren. Viel besser ist es, liebevoll und vorsichtig mit ihnen über den Todesfall zu sprechen, alle ihre aufkommenden Fragen so behutsam und doch auch so offen wie möglich zu beantworten. So wissen Kinder, weshalb Mama und Papa zurzeit so oft traurig sind – und dass das nicht an ihnen selbst liegt.
Überhaupt nicht kindgerecht wäre es, Kindern zu erzählen, dass der Verstorbene im Sarg „nur schlafen“ würde – das kann im Gegenteil dazu führen, dass Kinder Ängste vor dem Schlafengehen entwickeln, weil sie fürchten, auch nicht mehr aufzuwachen.
Hier einige Tipps:
- Erklären Sie jüngeren Kindern den Tod anhand von Körperfunktionen: Opa atmet nicht mehr, sein Herz schlägt nicht mehr, er reagiert nicht mehr, spürt nicht mehr, er fühlt sich kalt an. Das wird nicht wieder anders. Er ist tot.
Das mag hart klingen, doch der Tod eines geliebten Menschen lässt sich nicht schönreden. Überhaupt nicht ratsam ist es, Kindern zu erzählen, dass Opa im Sarg „nur schlafe“ – das kann dazu führen, dass Kinder Ängste vor dem Schlafengehen entwickeln, weil sie fürchten, auch nicht mehr aufzuwachen.
- Beziehen Sie Kinder in die Vorbereitungen mit ein – indem sie zum Beispiel ein Bild für den Verstorbenen malen, etwas Basteln oder einen
Brief schreiben, der mit ins Grab gelegt werden kann
- Geben Sie in Ruhe kindgerechte Erklärungen zu dem, was bei der Trauerfeier genau passieren wird, eventuell den Abschiedsort vorher besuchen und zeigen, wie es dort aussieht
- Ermöglichen Sie jederzeit eine „Fluchtmöglichkeit“ aus der Verabschiedung und finden Sie eine weitere stabile Bezugsperson, die
sich kümmern kann; jemand der da ist, um Fragen zu beantworten und zu trösten
- Führen Sie alltägliche Rituale weiter, vermeiden Sie unnötige Änderungen im Tagesablauf; das schafft Vertrautes und Geborgenheit, in einer
ungewissen Zeit
- Durch freies Spielen, körperliche Bewegung, Musik hören oder Malen Ausdrucksmöglichkeiten für die Kindertrauer zu geben
Nur Mut, sprechen Sie mit Ihren Kindern über den Tod!
Es gibt inzwischen zahlreiche entsprechende Kinderliteratur zum Thema. Diese kann dabei helfen, dass Erwachsene und Kinder ins Gespräch miteinander kommen. Das Sachbuch „Auch Kinder trauern“ liegt bei uns aus.